Straßdorf Festschrift
20 | 21 » Wie alt ist Straßdorf? Erstmals schriftlich erwähnt wurde Straßdorf in einer Urkunde des Klosters Lorch aus dem Jahre 1269 –Grund, im Jahre 2019 das 750-jährige Ortsjubiläum zu feiern. Straßdorf ist aber viele Jahrhunderte älter! Wie alt genau, weiß man allerdings nicht. Erste nachweisbare Spuren speziell für die Gegend umStraßdorf hinterließen die Rö- mer . Sie hatten im 2./3. Jahrhundert n. Chr. ihre Reichs- grenze bis in unseren Raum vorgeschoben und zur Ab- sicherung gegen die Germanen den Limes gebaut. Zum Schutze dieser Grenze und der Straße imRemstal, die von Cannstatt nach Regensburg führte, bauten sie Kastelle, so auch das Kohortenkastell Schirenhof. Es wurde etwa von 150 bis 250 n. Chr. genutzt und war mit 500 Soldaten besetzt. Daran angrenzend befand sich das Lagerdorf, in dem neben den Familien der SoldatenHandwerker,Wirte und Kaufleute lebten. Zur Versorgung der Garnison dürf- ten sich in der Nähe Gutshöfe (villa rustica) befunden haben. Auch hier in Straßdorf, in der Nachbarschaft des Kastells, vermutetman eine solche bäuerliche Niederlas- sung, worauf vorgefundene Mauerreste auf dem Burren (Häberle) hindeuten. Um 259/260 n. Chr. überrannten die Alemannen den Limes und drängten die Römer zu- rück. Aber erst ab etwa 400 n. Chr. gaben die Alemannen ihr Wanderleben auf und machten sich sesshaft. Im Sip- penverband siedelten sie an Quellen und Wasserläufen. Obwohl sie keine schriftlichenQuellen hinterließen, kann davon ausgegangen werden, dass sich hier in Straßdorf ihre ersten Hütten in der schützenden Hanglage rund um das Dorfbächlein gruppiert haben. Dieses entsprang einer Quelle unterhalb des heutigen Hochhauses. Die erste Alemannenansiedlung wird sich also von der frühe- ren Kirchgasse her (heute Pfarrer-Weser-Straße) imHalb- rund bis etwa zum heutigen Schlößle erstreckt haben. Straßdorf – das Dorf an der Straße Seinen Namen leitet Straßdorf von der Römerstraße ab, die vom Kastell Schirenhof her über das Ramnest, die heutige Kastell- und Wallenstraße nach Waldstetten und weiter über den Furtlespass auf die Alb hinauf führte. An dieser Straße wurde aber zunächst nicht gesiedelt; das Dorf lag etwas abseits von ihr, also an der Straße. Die ersten Häuser an der alten Römerstraße wurden erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Ursprünglich hieß sie Walengasse (Gasse der Welschen oder Gasse zu den Welschen) – heute heißt sie Wallenstraße bzw. Alemannenstraße. VomMittelalter bis 1500 Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte Straßdorf zum un- mittelbaren Herrschaftsgebiet der Staufer . Die Orts- herrschaft wurde in ihrem Namen von Dienstmannen (Ministerialen) ausgeübt. Nach dem Ende der Staufer mit dem Tode Konradins 1268, ein Jahr vor der ersten Er- wähnung Straßdorfs, sicherten sich diese Dienstmannen die ihnen verliehenen Güter und Rechte als Eigengut. Sie bildeten nun den Ortsadel und besaßen im Westen des Ortes ein »festes Haus« – das spätere Schlößle. 1275 bezeugte ein »Arnold von Straßdorf« in einer Lorcher Urkunde eine Güterüberlassung, womit dieses Geschlecht nachgewiesen ist. 1386 wird eine »Dafferne« (Taverne) urkundlich erwähnt. Hierbei handelte es sich um den Gasthof »Adler«. Er gehörte den Herren von Rechberg , die ab Mitte des 15. Jahrhunderts zum bestimmenden Ortsadelsgeschlecht geworden waren. Nach mehrfa- chem Besitzerwechsel hatte Ulrich von Hohenrech- berg das schon erwähnte »feste Haus« erworben. Es erhielt durch verschiedene Umbauten ein herrschaftli- Aus der Vergangenheit von Straßdorf
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